Let’s escape our current timeline for a bit, shall we? Let’s travel back in time to the Middle Ages, to the fabulous city of Schilda somewhere in the middle of Germany.
Its inhabitants were called “Schildbürger”, i.e. the citizens of Schilda. They were strange people. Everything they did, they did wrong. And everything they were told, they took literally. In fact, their stupidity was so widely known that people soon began to wonder how it was possible to be so dumb. Were they really that dense, or were they just pretending?
Apparently they hadn’t always been that dumb. In fact, the citizens of Schilda had once been so famously wise that they ventured far from their city to work as consultants and advisors for distant kings and emperors.
But as more and more of the wise people left Schilda, their city slowly degenerated. With noone to educate the young and maintain the city, the children stayed dumb and everything fell into disrepair. When the citizens of Schilda returned they were shocked to find their streets peppered with potholes, windowpanes broken, their youths badly-behaved and shingles swept from roofs by the wind.
“That’s what you get for being so wise!” their wives mocked them. And when the next congregation arrived in Schilda, asking for advice, the citizens of Schilda lied: “We’re all very sick” and the congregation left.
And thus an idea was born. A swineherd who had formerly been the town master mason in Pisa and built the famous Leaning Tower exclaimed: “I got it! Our wisdom is to blame for everything. Only stupidity will save us. If we’ll only manage to appear dumb, the kings and sultans will leave us in peace.”
“But how do you pretend to be dumb?” the citizens asked him. “Well,” he said. “Appearing dumb without actually being dumb isn’t that easy. But we’re smart people and we’ll do just fine.”
Over the course of the next two months they started practicing being dumb, first in secret. Then, as a first order of business, they built a grotesque new triangular town hall, because that would make them even more famous than Pisa! And they started building and rejoiced greatly in their newfound stupidity.
But the city’s teacher had concerns. “If you pretend to be smart, this doesn’t make you smart. But if you pretend to be dumb for a long time, perhaps this will actually make you dumb.” The citizens of Schilda were laughing at him.
“You see!” the teacher said. “It has already begun.”
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The stories of the Schildbürger are from the so called chapbook tradition, similar to the Yiddish Chelm stories or the Wise Men of Gotham in the English speaking world and can make for enjoyable reading practice in German.
Today I’d like to share with you the original tale of how the Schildbürger built their triangular new town hall. I’ve prepared the text in such a way that you can hover over or — if you’re on a mobile device — touch underlined words to get immediate translations. Seperable verbs are marked in turqouise. So, without further ado …
Let’s go to Schilda!
Die Schildbürger bauen ein Rathaus
Der Plan, das neue Rathaus dreieckig zu bauen, stammte vom Schweinehirten. Er hatte den schiefen Turm von Pisa erbaut, darum erklärte er stolz: „Ein dreieckiges Rathaus macht Schilda noch viel berühmter als Pisa!“ Die anderen waren sehr zufrieden. Denn auch die Dummen werden gern berühmt. Das war im Mittelalter nicht anders als heute.
So gingen die Schildbürger schon am nächsten Tag an die Arbeit. Sechs Wochen später hatten sie die drei Mauern aufgebaut, es fehlte nur noch das Dach. Als das Dach fertig war, fand die feierliche Einweihung des neuen Rathauses statt. Alle Einwohner gingen in das dreieckige Gebäude hinein.
Aber da stürzten sie auch schon durcheinander. Die drin waren, wollten wieder heraus. Die draußen standen, wollten hinein. Es gab ein
fürchterliches Gedränge! Endlich landeten sie alle wieder im Freien. Sie blickten einander ratlos an und fragten aufgeregt: „Was war denn eigentlich los?“ Der Schuhmacher überlegte und sagte: „In unserem Rathaus ist es dunkel!“
Da stimmten alle zu. Aber woran lag es? Lange wussten sie keine Antwort. Am Abend trafen sie sich im Wirtshaus. Sie besprachen, wie man Licht ins Rathaus hineinschaffen konnte. Erst nach dem fünften Glas Bier sagte der Hufschmied nachdenklich: „Wir sollten das Licht wie Wasser hineintragen!“ „Hurra!“, riefen alle begeistert.
Am nächsten Tag schaufelten die Schildbürger den Sonnenschein in Eimer und Kessel, Kannen und Töpfe. Andere hielten Kartoffelsäcke ins
Sonnenlicht, banden dann die Säcke schnell zu und schleppten sie ins Rathaus. Dort banden sie die Säcke auf, schütteten das Licht ins Dunkel und rannten wieder auf den Markt hinaus, wo sie die leeren Säcke wieder vollschaufelten. So machten sie es bis zum Sonnenuntergang. Aber im Rathaus war es noch dunkel wie am Tag zuvor. Da liefen alle traurig wieder ins Freie.
Wie sie so herumstanden, kam ein Landstreicher vorbei. Er fragte: „Was ist denn los? Was fehlt euch?“ Sie erzählten ihm von ihrem Problem. Er dachte nach und sagte: „Kein Wunder, dass es in eurem Rathaus dunkel ist! Ihr müsst das Dach abdecken!“ Sie waren sehr erstaunt und schlugen ihm vor, in Schilda zu bleiben, solange er es wollte. Tags darauf deckten die Schildbürger das Dach ab, und es wurde im Rathaus sonnenhell! Es störte sie nicht, dass sie kein Dach über dem Kopf hatten! Das ging lange Zeit gut, bis es im Herbst regnete. Die Schildbürger, die gerade in ihrem Rathaus saßen, wurden bis auf die Haut nass. So rannten sie schnell nach Hause.
Als sie am Morgen den Landstreicher um Rat fragen wollten, war er verschwunden. So versuchten sie es mit dem Rathaus ohne Dach. Als es dann aber zu schneien begann, deckten sie den Dachstuhl, wie vorher, mit Ziegeln. Nun war’s im Rathaus aber wieder ganz dunkel. Doch diesmal steckte sich jeder einen brennenden Holzspan an den Hut. Leider erloschen die Späne schnell, und wieder saßen die Männer im Dunkeln. Plötzlich rief der Schuster: „Da! Ein Lichtstrahl!“ Tatsächlich! Durch ein Loch kam etwas Sonnenlicht herein. Alle blickten auf den Lichtstrahl. „Oh wir Esel! Wir haben ja die Fenster vergessen!“, riefen die Schildbürger.
Noch am Abend waren die Fenster fertig. So wurden die Schildbürger durch die vergessenen Fenster berühmt. Es dauerte nicht lange, da kamen auch Reisende nach Schilda und ließen ihr Geld in der Stadt. „Seht ihr“, sagte der Ochsenwirt, „als wir gescheit waren, mussten wir das Geld in der Fremde verdienen. Jetzt, da wir dumm geworden sind, bringt man es uns ins Haus!“
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Credits
Copyright of original text: unknown (shared here for educational purposed only)
Narration: Leseonkel
Translation & code: André Klein